Manchmal geraten wir mehr oder weniger bewusst in wirklich große Schwierigkeiten. Auch ich als langjähriger Coach bin nicht davor gefeit. In meinem Leben durfte ich mich schon oft auf schwierige Situationen einlassen. Was zählt, ist das, was wir aus einer Situation machen, egal wie verzwickt sie ist. Das bedeutet, willkommen heißen und annehmen, was ist. Davon berichtet auch die folgende Geschichte, die mich von allen solchen Situationen wohl am meisten forderte und die ich voriges Jahr am eigenen Leib erlebte.
XEIS – Unser Tag! Top fit, voll Freude! Der Plan eine Schitour mit 1.200 Höhenmeter – für mich eine gute und machbare Herausforderung.
Lawinenwarnstufe 3 – ein Nordhang, geht natürlich. Das Wetter sollte halten. 4er Mannschaft, bewährtes und erfahrenes Team. Ich mit dabei, gute Grundkondition, Großmutter, Coach, willensstark.
Das Ziel, ein Gipfel im Xeis. Der Aufstieg verläuft gemütlich, unserer Kondition angepasst. Eine Gämse begleitet uns. Lässt sich von einem Schneemaul quer über den Hang nicht beeindrucken. Keine Gefahr, denkt die Gams, geht weiter, wir nach.
Der Gipfelaufschwung lässt mein Herz vor dem gleich erreichten Ziel höher schlagen. Abfellen, ein Brot, Tee und gemeinsam eine neue Abfahrtsroute wählen, verführt von glitzerndem Pulverschnee. Runter bis zu den Lärchenwäldern. Diese zusätzlichen 300 Höhenmeter, die nach der Pulverabfahrt auf uns zukommen, beeindrucken uns nicht. Eine Stunde später erneuter, berauschender Gipfelsieg. 1.500 Höhenmeter in den Wadeln sind spürbar, aber ok. Die Sicht hat sich verändert und wieder fällt die Entscheidung, nicht die geplante Abfahrt zu nehmen, sondern sich neuerlich den Lärchenwäldern zuzuwenden und den etwas schwierig zu findenden Weg ins Tal anzusteuern.
Wenn es plötzlich nicht mehr weitergeht
Doch dann – überraschend – Endstation. Rinnen, die in Felswänden münden. Schnee bis zur Brust. Also zurück. Auffellen (Felle werden zum Aufstieg auf die Ski geklebt) in schwierigstem Gelände, neue Erfahrung.
Zurück hinauf zum Gipfel, die Zeit drängt. Kaum Worte, ein großes JA, ein Gefühl des Annehmens, was kommen will. Kräfte bündeln, Risiko minimieren, dranbleiben, Tempo machen.
Die begleitenden Gedanken sind wohlwollend, kraftvoll – weit weg von vernichtend und angstvoll. Weiter, durch und dann gestärkt aus der Situation herausgehen. Gestärkt, gescheiter, weniger risikobereit. Den Übermut besser zügeln können. Aber diese Gedanken kommen erst abends, gepaart mit Dankbarkeit und einem überwältigen Gefühl des Geliebtseins.
Noch aber gilt es, die letzten paar Höhenmeter zu überwinden. 1.900 Meter – was für eine Leistung. Endorphine und die Freude über den 3. Gipfelsieg helfen, den unbändigen Durst, den Hunger und den immer stärker werdenden Schneefall auszublenden.
Dämmrig ist´s. Letzte Abfahrt zum sicheren Forstweg. Das Schneemaul wartet, schluckt vorübergehend einen von uns und kostet Zeit. Die Gams ist überrascht von unserem späten Auftauchen. Es droht uns eine Nacht auf dem Berg.
Wahrnehmen, annehmen, ein kleines Loslassen vom Moment des Lebens, ein Hauch von Tod, hautnahes Erleben von der Kraft des WILLKOMMENS. Besser und überlegter wird´s zukünftig sein.
Bedingungsloses Ja zu allem was kommt führt uns ins Tal, der Schreck in den Knochen wird uns erst beim gemeinsamen Abendessen bewusst.
Selbstleadership heißt Probleme annehmen
Im Leadership und Selbstleadership geht es nicht darum, fehlerfrei zu sein, sondern das Bestmögliche in jeder Situation zu tun. Ob mir die Herausforderungen, die das Leben beschert, nun passen oder nicht, ob selbstverschuldet oder nicht. Wenn wir in Probleme geraten, dann gilt es anzunehmen, bei sich selbst zu bleiben und dadurch handlungsfähig zu sein, um das Beste zu geben. Willkommen heißen – was immer es auch ist. So – nur so konnte ich durch diese Situation wachsen.
Sie haben Fragen zum Thema Leadership?
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Liebe Elisabeth,
mich fordern schon weniger (lebens)bedrohliche Situationen, aber auch dort hilft nichts anderes, als einen kühlen Kopf zu bewahren und trotz Anstrengung annehmen, was kommt. WILLKOMMEN
Kompliment zu deiner Durchhaltefähigkeit.
Liebe Elisabeth!
Keine Fragen aber viel Resonanz!
Toller Beitrag, Danke fürs teilen und die kraftvollen, selbstwirksanen Worte!